Stationen auf dem "Weg der Erinnerung"
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STATION 1:
Bahnhof Leonberg - Güterschuppen
Der Güterschuppen am Leonberger Bahnhof steht heute noch genauso da wie vor 71 Jahren. Am 10. April 1944 entriegelten erstmals dort am Bahnsteig Wachleute der SS die Türen der ankommenden Güter- und Viehwaggons. „Raus, raus", kommandierten sie. Ausgemergelte Häftlinge taumelten aus den Waggons. Dann trieben die Wachleute 398 Männer aus 14 Nationen Europas in Reihen die Bahnhofstraße hinauf und weiter die Seestraße entlang zum Konzentrationslager. Nach diesem ersten Transport wurden bis April 1945 auf diesem Weg etwa 5000 Männer nach Leonberg deportiert.
Am Leonberger Güterbahnhof trafen die meisten Häftlingstransporte ein, soweit die KZ-Häftlinge nicht auf LKWs über die Autobahn ankamen. Die Häftlingstransporte kamen vor allem vom KZ Dachau und dessen Außenlager, aber auch von den KZ Sachsenhausen und Flossenbürg.
Bis Juli 1944 war die Zahl der KZ-.Häftlinge in Leonberg auf 1000 angestiegen. Im Dezember, mit der Errichtung des „neuen Lagers“, hatte sich die Zahl verdoppelt. Der Höchststand war im Januar 1945 mit 3200 Häftlingen erreicht.
Am 1. Juli 1944 traf am Bahnhof außerdem ein Trupp von 150-200 holländischen Zwangsarbeitern ein – die angegebenen Zahlen schwanken. Sie wurden in Richtung „Kaserne“ (oberhalb der Gartenstadt-Siedlung) zum dort vorgesehenen Gestapo-Lager (in der Nähe steht heute das Kreiskrankenhaus) in Marsch gesetzt.
„Es schneite und regnete, als man uns auf dem Bahnhof in Leonberg aus dem Viehwaggon lud. Auf wackeligen Beinen marschierte ich vom Bahnhof ins Lager. Wir fragten, ob es ein Krematorium gebe. ‚Nein‘, hieß es. Wir atmeten auf.“
Ernst Israel Bornstein